Materialiensammlung
DDR 1989Zwischen Flucht und Öffnung
Chronologie eines guten halben Jahresaus: westberliner info 4/89
02.05.89
An der Grenze zu Österreich werden von ungarischer Seite die Grenzzäune entfernt.07.05.89
Bei den Kommunalwahlen in der DDR werden durch die Behörden Wahlfälschungen vorgenommen.05.06.89
Das "Neue Deutschland" rechtfertigt den Einsatz von Militär in Peking als Antwort auf die "Konterrevolution".08.07.89
Honecker verläßt das Gipfeltreffen der Warschauer-Pakt-Staaten vorzeitig angeblich wegen eines Gallenleidens, vermutlich aber wegen politischer Differenzen.08.8.89
Die ständige Vertretung der BRD in Ostberlin wird wegen Überfüllung durch DDR-Ausreisewillige geschlossen.13.08.89
UK und USA schließen ihre ostberliner Botschaften. Die evangelischen Kirchen der DDR fordern Reiseerleichterungen und Rechtssicherheit.16.08.89
Rund 600 DDRler halten sich in verschiedenen Ostblockbotschaften der BRD auf.20.08.89
Erste Massenflucht aus Ungarn - zirka 500 DDRler durchbrechen die Grenze zu Österreich.24.08.89
Die DDR-Flüchtlinge in der Budapester Botschaft dürfen ausreisen.28.08.89
Gründung der Initiativgruppe "SDP" Anfang September 89 Gründung der Initiative "Vereinigte Linke", zu der auch einzelne SED-Mitglieder gehören. Wegen fehlender antipatriarchalischer Positionen bei der "VL" bildet sich die Frauengruppe "Lila Offensive".04.09.89
Rund 1.200 Demonstranten verlangen in Dresden Ausreise in die BRD.11.09.89
Rund 7.000 in ungarischen Lagern lebende DDR-Bürger dürfen ausreisen.. Weitere reisen über die CSSR nach Ungarn. Innerhalb von 3 Tagen kommen rund 15.000 DDR-Bürger in die BRD.12.09.89
Gründung der Initiative "Demokratie jetzt"14.09.89
In Bonn wird die Gründung DDR-Gruppe "Demokratischer Aufbruch" bekanntgegeben.18.09.89
Erklärung von DDR-Rockmusikern für einen "Dialog" Im Land.19.09.89
Gründung des "Neuen Forums"25.09.89
Friedensgebet für Zulassung des Neuen Forums mit 8.000 Teilnehmern in Leizpig30.09.89
Die Gruppe "Demokratischer Aufbruch" eine "sozial-ökologische" Initiative fordert Neuwahlen, den "runden Tisch" und die "Enteignung der SED und der Blockparteien".01.10.89
Etwa 7.000 DDR-Bürger dürfen mit Sonderzügen von Prag über das Territorium der DDR In die BRD ausreisen. Hausarrest für Pfarrer Richter vom "Neuen Forum".02.10.89
In der Prager BRD-Botschaft haben sich schon wieder rund 1.000 aus der DDR eingefunden, um ihre Ausreise zu erzwingen. In der Warschauer BRD-Botschaft sind es hundert. Resolution von 180 Mitgliedern des DDR-Verbandes Bildender Künstler für Reformen.03.10.89
Jetzt befinden sich in der Prager Botschaft ca. 4.500 DDR-Flüchtlinge. Die Botschaft wird geschlossen. Sie wird von Hunderten gestürmt. Am Abend erhalten alle die Ausreisegenehmigung und die DDR schließt die Grenze zur CSSR.04.10.89
Die DDR-Behörden riegeln den Dresdner Bahnhof ab, wo fluchtwillige DDR-Bürger auf die Sonderzüge aus Prag warten. Es kommt zu Verhaftungen.05.10.89
7.000 DDR-Ausreisewillige aus Prag und 600 aus Warschau können in die BRD ausreisen.06.10.89
Erklärung der "Betriebskampfgruppe Hans Geiffert" notfalls den Sozialismus mit der Waffe zu verteidigen.07.10.89
Am 40.Jahrestag werden die Grenzen zu Westberlin nahezu dicht gemacht. Honnecker läßt während der Kundgebung entgegen der üblichen Tradition die sowjetische Delegation unter Gorbatschow nicht gesondert begrüßen. Die Vorbeiziehenden feiern "Gorbi". Andere demonstrieren für Reformen. Diese Demonstrationen werden gewaltsam aufgelöst. Gründung der SDP.08.10.89
Sitzstreiks im Bezirk Prenzlauer Berg mit 2.000 Teilnehmer und 3.000 Eingekesselten an der Gethsemanekirche.09.10.89
Rund 70.000 Teilnehmer bei einer Demo in Leipzig. Die SED-Führung plant militärische Zerschlagung.10.10.89
Erstes offizielles Gespräch zwischen SED und "Neuem Forum" in Dresden.11.10.89
Erklärung des Politbüros der SED, die Gründe der Fluchtbewegung auch bei sich zu suchen. Polen erklärt, die 600 DDR-Ausreisewilligen, die sich dort aufhalten, nicht mehr auszuweisen.13.10.89
Ca. 1.000 DDRler dürfen Prag mit Sonderzügen in die BRD verlassen.15.10.89
DDR-Künstler geben ein "Konzert gegen Gewalt".17.10.89
Rund 4.000 Studenten demonstrieren an der Humboldt-Uni.18.10.89
Honecker und andere werden aus dem SED-Politbüro entlassen. Krenz wird sein Nachfolger und kündigt eine "Wende" an.20.10.89
Besuch des BRD-Politikers Mischnik (FDP) in der DDR. Modrow nutzt den Besuch, um selber Reformen für die DDR zu fordern.21.10.89
Demo mit 30.000 Teilnehmern für Reformen in Flauen. Christa Wolf schickt Bittbrief an Sindermann (SED).22./23.10.89
Etwa 300.000 Menschen demonstrieren in Leipzig, Dresden, Halle, Greiz, Zwickau, Stralsund, Schwerin, Eisenach, Magdeburg und Ostberlin für Reformen.24.10.89
Krenz wird Staatsratvorsitzender und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates. In Ostberlin kommt es zu Demos für "freie Wahlen" und Protesten gegen Krenz.25.10.89
DDR-Rechtsanwälte fordern eine neue Verfassung, ein neues Verwaltungs- und Wahlrecht.26.10.89
SED-Politbüromitglied Schabowski trifft Vertreter des "Neuen Forums".27.10.89
Krenz kündigt eine Amnestie für DDR-Flüchtlinge an und ruft zur Rückkehr auf. Ein neues Reisegesetz wird in Aussicht gestellt.29.10.89
Demos in Ostberlin, 3.000 Besucher bei einer Künstlerveranstaltung "Wider den Schlaf der Vernunft" in der ostberliner Erlöserkirche.30.10.89
In zahlreichen Städten der DDR gehen insgesamt Hunderttausende für Reformen auf die Straße, davon 500.000 in Leipzig. "Der schwarze Kanal" wird das letzte Mal ausgestrahlt. Die Gruppe "Demokratischer Aufbruch" veröffentlicht ihre "Grundsatzerklärung" und gründet sich als Partei.01.11.89
Krenz reist nach Moskau, um mit Gorbatschow zu sprechen. Er erklärt, daß es von der SU viel zu lernen gäbe. Demos in Neubrandenburg. Der VII. DDR-Philosophenkongreß stellt selbstkritisch fest, er stünde nicht "an der Spitze der revolutionären Bewegung" in der DDR.02.11.89
Harry Tisch, FDGB-Vorsitzender, tritt zurück. Ebenfalls treten die Parteivorsitzenden der CDU (Götting) und der NDPD (Homann) zurück.03.11.89
Die DDR-Führung erlaubt den DDR-Bürgern, die CSSR in Richtung BRD zu verlassen. Weitere fünf SED-Politbüromitglieder werden zurückgezogen. Gemeinsame Erklärung der DDR-Oppo-Gruppen für eine demokratische Umgestaltung von Staat und Gesellschaft in der DDR. Drei am 4.10.89 Verhaftete werden mit mehrjährigen Haftstrafen wegen "Rowdytums" belegt. Gegen 70 Polizisten wird wegen der Vorkommnisse am 7./8.10.89 ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.04.11.89
Etwa eine Million Ostberliner demonstrieren auf dem Alex für Reformen. Gründung einer "Initiative für unabhängige Gewerkschaften" in Ostberlin. Rund 15.000 Menschen flüchten über die CSSR in die BRD.06.11.89
Die DDR-Führung veröffentlicht einen Entwurf eines neuen Reisegesetzes. 750.000 demonstrieren in der DDR, davon 500.000 in Leipzig. Eine Initiative für eine "Grüne Partei" in der DDR wird gegründet.07.11.89
Der Volkskammerausschuß lehnt den Entwurf ab. Die Regierung der DDR tritt zurück. Eine Untersuchungskommission für die Vorkommnisse am 7./8.10.89 wird von der Volkskammer eingerichtet.08.11.89
Das SED-Politbüro tritt zurück. Ein neues, kleineres wird gewählt. Modrow wird als Kandidat für das Amt des Regierungschefs benannt. 50.000 SED-Mitglieder demonstrieren in Ostberlin und fordern einen a.o.Parteitag.09.11.89
Die BRD-Regierung gibt bekannt, daß 1989 rund 225.000 DDR-Übersiedler in die BRD gekommen seien. Am Abend erklärt SED-Politbüromitglied Schabowski die Öffnung der DDR-Grenze. In der Nacht ist die Grenze in beiden Richtungen offen.