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Löcher in der Mauer
Materialiensammlung
DDR 1989

Neue Chronik DDR
1. Folge 2. Auflage Verlag Tribüne Berlin GmbH 1990 ISBN 3730305822

2. Folge 1. Auflage Verlag Tribüne Berlin GmbH 1990 ISBN 3-7303-0594-8

20. November 1989

Zum traditionellen Montagsgebet mit anschließender Demonstration kommen 200 000 Leipziger zusammen. Auf Transparenten bekennen sie ihren /Villen, in der DDR bleiben zu wollen. Sie fordern sofortige freie und geheime Wahlen sowie Aufgabe des Führungsanspruches der SED.

Auch in weiteren Bezirksstädten finden Demonstrationen statt.

Seit dem 9. November 1989 sind durch die Volkspolizei 10 299 107 Visa für Privatreisen und 17 738 Genehmigungen zur ständigen Ausreise aus der DDR erteilt worden.

Fast 100 000 BürgerInnen haben sich seit Anfang November beim Bundesgrenzschutz als - Übersiedler in die BRD gemeldet, teilt das Grenzsschutzkommando Nord mit. Die Zahl der Übersiedler in die BRD ist damit in diesem Jahr auf insgesamt rund 275 000 gestiegen.

Dem Aufruf der Bürgerbewegung Neues Forum haben seit dessen Registrierung am 8. November 1989 200 000 DDR-BürgerInnen mit ihrer Unterschrift ihre Zustimmung gegeben.

In einer Erklärung des Präsidiums der Zentralleitung des Komitees der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR heißt es u. a.:

"(...) Wir unterstützen mit ganzer Kraft den in der DDR eingeleiteten revolutionären Prozeß der Erneuerung, der in den jüngsten Beschlüssen der Volkskammer und der Erklärung der Koalitionsregierung Modrow zum Ausdruck kommt. (...) Die tiefe Krise, in die unser Land jetzt geraten ist, wurde durch fehlerhafte undemokratische Entscheidungen, nicht bewältigte Folgen des Stalinismus, Willkür und Machtmißbrauch auf vielen Gebieten verursacht. Es schmerzt uns besonders, daß einige antifaschistische Widerstandskämpfer dafür maßgeblich verantwortlich sind. Wir fühlen uns mitverantwortlich, weil wir nicht entschieden und rechtzeitig genug entsprechend unseren politischen und moralischen Pflichten auf angestaute Probleme hingewiesen haben. Wir bekunden unsere tiefe Achtung vor allen Antifaschisten, die unter Stalins Herrschaft, wo auch immer, verfolgt, gequält oder ermordet wurden. Wir fordern ihre volle und öffentliche Rehabilitierung. Das gilt auch für alle Kameradinnen und Kameraden, die in unserem Land gedemütigt, ungerecht behandelt und eingekerkert wurden. (...)" (BZ, 21. 11. 1989)

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