Politische Konsequenzen
der Studenten-und Jugendrevolte von 1968Teilnehmer: Jutta Ditfurth, Klaus Landowsky, Theo Pirker
Diskussionsleitung: Manfred Scharrer
Manfred Scharrer: Ich möchte einleitend drei Fragen an die Podiumsteilnehmer richten, auf die wir sie gebeten haben, in ihren Statements einzugehen:
1. Wie beurteilen Sie die Auswirkung der Studenten- und Jugendrevolte Ende der 60er Jahre, welche Auswirkungen hatte sie für die politische Entwicklung in der Bundesrepublik?
2. Sind die Konzepte, Anliegen und Forderungen der 68er Studentenbewegung historisch erledigt, gibt es Aspekte, die Ihre Partei in ihre aktuellen politischen Perspektiven aufgenommen hat?
3. Wie sehen Sie heute das Verhältnis von staatlichen Institutionen, Parteien und außerparlamentarischem Engagement (Bürgerinitiativen, Frauen- und Ökologiebewegung)?
Klaus Landowsky: Schönen Dank auch für die nette Begrüßung. Ich will mich gerne selber noch mal vorstellen. Ich bin Generalsekretär der CDU Berlin, habe an der FU in den Jahren 1962 bis Ende '68 studiert, war hier viele Jahre im Konvent der Freien Universität - auch in der fraglichen Zeit - war im Verband Deutscher Studentenschaften bis 1971 in vielen Gremien tätig und kann eigentlich von dem reden, worüber wir heute diskutieren, wie ich es selber mit wahrgenommen habe, was mitunter auch von Vorteil ist. Es dient jedenfalls dazu, Geschichtsklitterung zu verhindern.
Ich bedaure eigentlich, daß von der SPD niemand hier ist1 - ich sage das auch einmal aus meiner Position sehr kritisch - aber es zeigt eigentlich, daß gesellschaftspolitische Diskussionen, wie ich oft festgestellt habe, heute nicht so sehr zwischen Sozialdemokraten und Wertkonservativen wie uns durchgeführt werden, sondern in der Regel stattfinden zwischen politischen Gruppierungen auf der Linken, die eher durch die Grünen und die Alternativen repräsentiert werden, und durch uns in der Union. Insofern weiß ich nicht, ob es sachlich wirklich ein Fehler ist, daß wir heute mit Frau Ditfurth diese Diskussion alleine bestreiten.
Lassen Sie mich zunächst darauf hinweisen, daß in diesen Tagen ja eine Unzahl von Zeitungsartikeln über die 68er Generation oder die Studentenbewegung der 60er Jahre erscheinen und zwar aus unterschiedlichen Lagern. Was ich immer dabei empfinde, denn ich war damals wirklich engagiert in dem Prozeß drin, heute findet so etwas eine Heroisierung - die rührt mich so etwas an - derjenigen statt, die damals mitunter gar nicht aktiv teilgenommen haben. Mich erinnert das so ein bißchen an Landsergeschichten, an Veteranentreffen, an Klassentreffen, um die eigene Zeit vor zwanzig Jahren nun mit einem Glorienschein zu umgeben und das führt mitunter zu Geschichtsklitterung und ich hoffe, daß diese Veranstaltung heute dazu beiträgt, daß wir dem ein bißchen begegnen können.
Nach meiner Auffassung gab es nicht eine Studentengeneration, sondern wenn man 68er Generation mal als eine Generation eines Jahrzehnts auffaßt - und das ist sie in ihrer Entwicklung - mindestens drei. Es gab eine heterogene Linke als Studentenbewegung, die meistens mit der Mehrheit identifiziert wird, es gab demgegenüber eine relativ geschlossene bürgerliche Bewegung als zweite und es gab - wie immer an den Universitäten - eine über die Maßen große mausgraue Studentenschaft, die sich je nach Gusto auf die eine oder die andere Seite geschlagen hat, wenn sie überhaupt an diesem hochschulpolitischen Prozeß und an dem politischen Prozeß teilgenommen hat.
Zweite These von mir: Die entscheidende Umwälzung der 60er Jahre war nicht die Studentenbewegung sondern ein allgemeiner gesellschaftlicher Wertewandel. Anfang der 60er Jahre begannen sich markante Verhaltens- und Einstellungsänderungen in der Gesellschaft durchzusetzen, die einen tiefgreifenden Bedeutungswandel traditionell gültiger Wertordnungen erkennen ließen. Ein Prozeß, der bis heute im übrigen nicht abgeschlossen ist. Ludwig Klages nennt es den Übergang von den Pflicht- und Akzeptanzwerten wie Werterhaltung, Leistung, Verzicht, Achtung von Recht und Gesetz hin zu sogenannten Entfaltungswerten oder aber, wie wir heute sagen, postmateriellen Werten, die identifiziert werden mit Begriffen wie individuelle Selbstverwirklichung, Offenheit, Öffentlichkeit, Unabhängigkeit, die darauf angelegt sind, ein Sozialprestige in der Gesellschaft zu schaffen, die mehr vom Sein als vom Haben abhängen. Dieser Wertewandel war ein allgemein gesellschaftlicher Prozeß, der von sensiblen Bürgern der 60er Jahre - und dazu gehören die höher gebildeten und das waren Studenten, die auch nicht traditionsbelastet waren wie auch beispielsweise Künstler in besonderer Weise. Deswegen ist es richtig, daß dieser Wertänderungsprozeß in den 60er Jahren zumindest in der Masse am ehesten in den Universitäten erkannt worden ist.
Dritte These: Die Studenten, die seinerzeit diesen Prozeß erkannt, zum Teil auch nur erspürt oder erahnt haben, haben diese Änderung aus dem Wertewandel als ehestes auf die Universitäten also ihren unmittelbaren Lebensbereich übertragen. Alle Studenten, die damals politisch aktiv waren, in welchem Lager auch immer, haben deshalb zu Beginn, oder sagen wir 'mal ab den Jahren '64, '65, '66, diese Unruhe mitgetragen, die sich festgemacht hat seinerzeit an Diskussionen über Hochschulreform, Studienreform, über studienunabhängige Förderung unter dem Begriff Studienhonorar unter der ersten großen Aktion der Verfaßten Studentenschaften, nämlich dem VDS, zum Thema Bildungsnotstand, und der Mitte der 60er Jahre in die Schaffung der sogenannten Kritischen Universität (KU) hier an der FU Berlin eingemündet ist. Durch das Zusammentreffen verschiedener äußerer Ereignisse, bekamen diese eigentlich hochschulpolitischen Auseinandersetzungen eine zunehmend allgemeinpolitische Relevanz. Insbesondere war es der Tod von Benno Ohnesorg im Juni 1967, der eine dramatische Wende in dieser Auseinandersetzung gebracht hat. Es wurde eine sogenannte zweite Phase der Wertveränderung eingeleitet und zwar eine Politisierung dieser sogenannten Entfaltungswerte. Und diese Politisierung der Entfaltungswerte ist einhergegangen - gerade bei jüngeren - mit einer Zunahme der Akzeptanz partizipatorischer gesellschaftskritischer Politikvorstellungen. Begünstigt worden ist diese Entwicklung seinerzeit durch die Bildung der großen Koalition 1966 und durch Spannungen, die sich an den Hochschulen dadurch ergeben haben, daß die Studenten neue Formen, auch provokative Formen politischer Auseinandersetzung praktiziert haben, sit-ins, go-ins, nachher bis zur Tätlichkeit an den Universitäten, was wiederum bewirkt hat, daß erstmalig trotz Autonomie der Hochschulen die Polizei auf dem Campus erschien. Damit war aus den hochschulpolitischen Auseinandersetzungen eigentlich eine allgemeinpolitische Auseinandersetzung geworden, die damals übrigens begünstigt worden ist durch die äußeren politischen Ereignisse wie Apartheid in Südafrika, Auseinandersetzung über Iran, Vietnamkrieg und im Inneren durch die Notstandsgesetzgebung. Das Fazit aus dieser Werteänderung: Wertewandel, grundlegende Konfliktfelder und Führungspersönlichkeiten mit revolutionärem Elan und nur das zeitliche Zusammenfallen dieser drei Faktoren führte zu einem relativen Erfolg der linken Bewegung der 60er Jahre mit der nachhaltigsten Wirkung, darf ich 'mal sagen, die bis heute relevant ist, daß es dieser linken studentischen Bewegung gelungen ist, eine Politisierung dieser sogenannten Entfaltungswerte durchzuführen. Das halte ich für die entscheidende Wirkung, die bis in den heutigen Tag hinein vorhanden ist: Das heißt das Herauslösen dieser Wertediskussion aus der Privatheit und sie zu einem allgemein gesellschaftlichen Prozeß zu machen. (Beifall)
Durch die große Koalition insbesondere aber durch die sozialliberale Koalition ab 1969 wurde gerade an den Universitäten die Heterogenität der linken Bewegung sichtbar. Das verbindende Element nämlich war in der gesamten Kampfphase der 60er Jahre bis 1970/71 eigentlich die Gegnerschaft zu tradierten Einrichtungen von Hochschule und Staat. Nachdem die linke Bewegung an den Universitäten Erfolg hatte, fiel dieses verbindende Moment der Aktionsgemeinschaft eigentlich weg, und es wurde sichtbar, daß es sich nie um eine einheitliche Bewegung gehandelt hat. Nach meiner Auffassung hatte die linke studentische Bewegung mindestens vier Bestandteile:
Der erste Bestandteil - und das wurde anschließend sichtbar - ist derjenige, der nach dem Aufruf Rudi Dutschkes den Weg durch die Institutionen in die SPD angetreten hat. Professor Wuthe, ein Mitglied der SPD, hat kürzlich auf einem Vortrag gesagt, etwa 7 800 Schüler und Studenten seien damals in die Sozialdemokratie eingetreten und diejenigen, die hier als Sozialdemokraten gerade an der Freien Universität tätig waren wie Wolfgang Roth, Christoph Zöpel, Herta Gmelin, die auch heute alle relevante Positionen in der Sozialdemokratie haben, sind diesen Weg gegangen, aber waren natürlich in verstärktem Maße, gerade weil sie regierten, einem Anpassungsdruck ausgesetzt.
Der zweite Bereich der linken Bewegung - das können Sie überall nachlesen, gerade in den Gesellschaftsmagazinen - ist aus der linken Bewegung ins Establishment abgewandert. Sie sind heute wohlbestallte Ärzte, Lehrer, Anwälte, Führer der Wirtschaft - auch solche sind aus der linken Bewegung partiell hervorgegangen - wenn Sie sich mal den "Stern" und den "Spiegel" angucken... (Zwischenruf: Arbeitslose) Ich glaube nicht, daß aus dieser aktiven Bewegung die Arbeitslosen hervorgegangen sind, sondern aus dieser aktiven Bewegung sind eher Führungsfiguren hervorgegangen. Das sind nicht meine Freunde, darf ich Ihnen sagen, das ist aus der linken studentischen Bewegung hervorgegangen.
Der ditte Bereich ist abgeglitten in einem geringen Teil in den Terrorismus. Ich darf dazu sagen, ich kenne beispielsweise Monika Berberich, Rolf Pohle, die ja mit mir hier an der FU noch an der Juristischen Fakultät gemeinsam studiert haben, persönlich sehr gut. Dieser Teil ist - nicht aufgenommen in der Sozialdemokratie, auch nicht in der Restbewegung - abgeglitten in den Terrorismus. Das hat zu einer sehr starken Wertepolarisierung in der Gesellschaft geführt und durch die praktizierte Unmenschlichkeit der Terrorbewegung haben die Ereignisse der Terroristen dazu geführt, daß eine Breitenwirkung der studentischen Bewegung der 60er und Anfang der 70er Jahre verhindert worden ist.
Der letzte Bereich, das ist der über den wir uns heute insbesondere unterhalten werden, das ist ein Bereich von Idealisten, der sich anfangs nach der Übernahme der Regierung durch Brandt noch mit Reformvorhaben der sozial-liberalen Koalition identifizierte, sich später aber zu einer auch heterogenen Protestbewegung formierte, insbesonder als unter Helmut Schmidt der Reformeifer der sozial-liberalen Koalition nachließ und die SPD sich gegen Ende der 70er dann immer stärker an den traditionellen Bedürfnissen der Mehrheit der Bevölkerung orientierte oder orientieren mußte - das ist nicht mein Thema darüber zu reden, das hätte Herr Glotz machen können.
Ende der 70er Jahre hat die Gegnerschaft zur Kernenergie, zum Nato-Doppelbeschluß, hat das verstärkte Umweltbewußtsein wiederum Protestpotentiale mobilisiert, Bürgerinitiativen hervorgerufen und war damit der unmittelbare Weg zur grünen und alternativen Bewegung, die dann Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre sich etabliert hat und die heute die inhaltliche Fortsetzungsdiskussion von damals führt. Das hat bewirkt, daß aus der außerparlamentarischen Opposition der Weg zur parlamentarischen Opposition geworden ist - ohne daß es jetzt meine Aufgabe ist, auf die Kontroverse von Realos und Fundamentalisten in dieser Bewegung einzugehen, das kann Frau Ditfurt sicherlich besser.
Was ist nun mit dem anderen Teil der 68er Generation, den bürgerlichen, passiert? Nun werde ich etwas sagen, was die Mehrheit des Auditoriums mit Sicherheit nicht akzeptieren wird. Ich behaupte, daß die eigentlichen strategischen Sieger der 68er Generation die bürgerlichen 68er sind. Dies betrifft nicht nur die CDU und die FDP, sondern auch bürgerliche Teile der Sozialdemokratie, die sich ja damals von dieser bürgerlichen Richtung angesprochen fühlten. Die ursprüngliche Absicht von uns bürgerlichen 68ern, die Wertediskussion zunächst in die Hochschulen zu tragen, ist mißlungen. Sie ist mißlungen wegen des Widerstandes der Ordinarien einer jahrhundertelang tradierten Ordinarienuniversität und am Unverständnis beider großen Parteien - in Berlin seinerzeit symbolisiert durch Namen wie Klaus Schütz mit dem Ausspruch "seht euch diese Typen an" und durch Franz Amrehn als Vorsitzender der CDU, der mich bei der Diskussion über den Bildungsnotstand in seiner Antwort gefragt hat "Wo fehlt's denn bei Ihnen an der Bildung?" Das waren die Antworten, die die beiden großen Parteien seinerzeit ihren auf der demokratischen Seite stehenden und revolutionäre Prozesse stoppen wollenden Leuten gegeben hat.
Auch den bürgerlichen Kampf, den Mehrheitskampf in den Universitäten, haben wir 70/72 verloren. Damit war aber der Kampf an den Universitäten vorbei. Die linke Studentenbewegung war immer, trotz des Aufrufs von Rudi Dutschke, den Marsch durch die Institutionen anzutreten, geprägt von Spontanität und nicht von geplantem strategischen Handeln. Die bürgerlichen 68er waren genau von dem Gegenteil geprägt, von strategischem Handeln mit Spontanitätselementen ...(Lachen im Auditorium)... ich sage Ihnen, wie es seinerzeit war. Die bürgerlichen 68er haben die Konsequenz aus diesem Jahrzehnt gezogen, indem sie strategisch-politisch für sich und die Zukunft geplant haben. (Zwischenrufe, Beifall)
Die Bundespartei (schwacher Applaus) die Bundes-CDU hat aus der Wahlniederlage '72 die Konsequenz gezogen, seinerzeit mit dem Genralsekretär Biedenkopf die neue soziale Frage als Diskussion in die Union zu stellen und damit Theoriedefizit aufzuholen. Und dieser Prozeß, darf ich Ihnen einmal sagen, der inhaltlichen Aufarbeitung von - ich sag 'mal - Theoriedefizit hält eigentlich bis heute an und den verbinde ich in meiner politischen Richtung mit den Namen Geißler, Süsmuth, Blüm. Töpfer, Riesenhuber. (Lachen, leichter Tumult im Publikum)
Ihre Reaktion war mit durchaus klar, deswegen habe ich mir einen unverdächtigen Zeugen gesucht: Am 11. März '88 hat einer der großen Väter der studentischen - ich sag 'mal - Revolte der 60er Jahre, Jürgen Habermas, in der Frankfurter Rundschau ein Interview gegeben und da wurde gefragt, was ist von der Studentenbewegung geblieben, Fragezeichen. Habermas: Frau Süsmuth. Eine liberale Familienministerin dieses Zuschnitts wäre vor '68 in einer CDU-Regierung schwer vorstellbar gewesen. Der Marsch durch die Institutionen hat sogar die CDU erreicht, private Bedürfnisse, so geht er weiter, Geißler reagiert auf subkultanen Wandel der Einstellungen, von Einstellung und Werten in Schichten, auf die eine bürgerliche Partei wie die Union beispielsweise nicht verzichten kann, so Habermas, und ich meine, wenn Sie mir diese meine eigene Definition über den Gang der bürgerlichen Seite der 68er Generation nicht abnehmen, ich glaube, daß Habermas eine sehr vernünftige Analyse dieser Zeit für diesen Teil der studentischen Generation gegeben hat. Also, der Prozeß der Werteveränderung und Aufarbeitung im bürgerlichen Lager, das darf ich mal sagen, ist in Berlin in besonderer Weise deutlich geworden. Ein Großteil der heutigen Führungskräfte in der Politik haben ihren Entschluß, politisch tätig zu werden, in den 60er Jahren gefaßt. Das trifft nicht nur auf mich zu, das trifft auch auf den Beratungskreis in der Bundesregierung von Bergsdorf bis Telschik von Schönborn bis Diepgen zu. Wir alle sind als Mitglieder des Konvents damals eigentlich an der Ohnmacht der eigenen Partei und an dem Unverständnis gescheitert und haben seinerzeit den Entschluß gefaßt, wenn noch einmal verhindert werden soll, daß eine ganze Generation an den etablierten und großen Parteien, die ja Integrationsfunktion haben, vorbei gehen soll, bedarf es des frühzeitigen und zielgerichteten politischen Engagements. Und ich darf sagen, zumindestens was uns hier in Berlin betrifft, dieses Engagement haben wir Mitte der 60iger Jahre vorbereitet und 20 Jahre später auch politisch realisiert. (Zwischenrufe) Ja meine Damen und Herren, auch wenn Sie mit mir nicht einverstanden sind, ich sage Ihnen offen: Ich glaube auch, daß wir von der Wertediskussion Dinge in die gesellschaftspolitische Diskussion getragen haben, die sonst nicht hineingekommen wären. Wir haben 1971 mit Peter Lorenz nach Ablösung von Amrehm in Berlin die CDU als Volkspartei geöffnet, wir haben '75 das beste Wahlergebnis erzielt, '79 kam Richard von Weizsäcker nach Berlin, '81 hat er die Regierung in Berlin übernommen, 1984 hat Eberhard Diepgen diese Regierung übernommen und setzt diese Politik fort.
Das ist das Fazit einer strategischen Entwicklung der Politik innerhalb von zwei Jahrzehnten. Inhaltlich zeichnet sich, so meine ich jedenfalls, der bürgerliche Teil der 68er Bewegung dadurch aus, daß er den sich abzeichnenden Wertewandel nicht nur erkannt und erspürt hat, sondern auch zielgerichtet in Politik umgesetzt hat und zwar inhaltlich wie personell. Ich glaube, daß gerade hier in Berlin wir inhaltlich und personell eine Gesellschafts- und auch eine Stadtvision angeboten haben, die sich an idealistischen und postmateriellen Wertansätzen orientiert. (Lauter Widerspruch im Publikum) Meine Damen und Herren wie sonst käme es eigentlich, daß die neu gegründete Ökobank bei Ulf Fink, unserem Sozialsenator, angefragt hat, ob er dort nicht im Aufsichtsrat mitarbeiten möchte. Sie müßten das doch einmal sehen, daß das Prinzip der Breite einer Partei, wie es die Union hier in Berlin ist, von Ulf Fink sicher bis zu konservativen Elementen Volker Hassemer mit Sicherheit eine Wertbreite darstellt wie sonst keine andere Partei in der Stadt. Kurzum, wir glauben jedenfalls, ein Modell personell und inhaltlich angeboten zu haben, was auch den Bedürfnissen der Menschen in dieser Stadt der Mehrheit der Menschen nach einer gemischten Wertoriertierung zwischen Pflichtwerten und Akzeptanzwerten durchaus entspricht. Es ist ein Ansatz von postmateriellen Werten, im übrigen ein Ansatz, den die Sozialdemokratie nicht nachvollziehen kann. Ich hab das letzlich mal mit Peter Glotz, als ich mit ihm im Grips-Theater (Zwischenrufe) ... Die Sozialdemokratie im übrigen, kann in diese Diskussion nicht nennenswert eingreifen, Tilman Fichter, Mitte der 60iger Jahre, hier am Tisch werden ihn einige kennen, hat einmal das Gesellschaftsmodell von Peter Glotz, als der noch Bundesgeschäftsführer der Partei war, kritisiert. Er sagte, Peter Glotz trifft ins Schwarze, wenn er fordert, das die SPD eine Koalition zustande bringen müßte, die möglichst viele Starke mit den Schwachen solidarisiert, gegen derer eigenen Interessen. (Deswegen hatte ich mich eigentlich gefreut, daß Peter Glotz heute hier sein sollte) Diese Aufgabe ist für Materialisten, so Fichter, in der Tradition von Marx und Kautsky, die eher an die Wirksamkeit von Klasseninteressen als von Idealen glauben, allerdings nur schwer zu lösen. Und das ist der Grundunterschied, deswegen spielen sich heute Theorie- und Wertediskussionen mit einem postmateriellen Ansatz, denen Entfaltungswerte zugrunde liegen, eher zwischen einer alternativ-grünen Bewegung ab als einer an materialistischen Werten orientierte Sozialdemokratie. In Berlin zeigt sich dieses meines Erachtens in aller Deutlichkeit.
Letzter Satz: Mißt man also heute rückwirkend die geschichtliche Entwicklung daran, daß jede Bewegung und jede Partei einen langfristigen politischen Gestaltungsauftrag hat, dann war eigentlich nur die bürgerliche 68er Bewegung langfristig erfolgreich. Sie hat den Nachweis erbracht, daß das System an sich reformfähig ist, die studentische Bewegung und auch die linke studentische Bewegung der 60er Jahre hat diesen Prozeß allenfalls beschleunigt. Schönen Dank das Sie dennoch so tolerant waren und mir zugehört haben. (Applaus)
Scharrer: Theo Pirker möchte direkt dazu antworten als Sozialdemokrat (lacht).
Theo Pirker: Naja das is a bisl schwierig für mich, aber eines möchte ich sagen, werter Kollege, ich möchte sie gerne einladen (Protest, Stimmen aus dem Publikum) Kollege, jaja, der ist nämlich auch noch gewerkschaftlich organisiert wie ich weiß, ... also, die Sache ist ganz einfach, ich möchte Sie einladen, an unseren Sitzungen zum Projekt zur Geschichte des SDS in Berlin mitzuarbeiten. Aus unseren Konferenzen und Sitzungen wird das sozusagen immer links gestrickt. Das hat auch Auswirkungen nach rechts gehabt und das ist sehr wichtig.
Zweite Sache: Ich als Sozialwissenschaftler halte nichts von dem Modewort Wertewandel.(Beifall) Weil nämlich das davon ausgeht, daß sich die Leute an ein bestimmtes Schema von Werten halten würden. Oben steht der erste Wert, zweitens, drittens ..., werter Kollege, die Wertewandelskala ihrer Partei in der Bundesrepublik nach der Wende [politische Wende 1983 - Anm.d.Red.] hat sich doch nicht nach der Skala der Werte entwickelt, sonst wären Sie doch gegenwärtig in einer ganz anderen Situation. Ich fliege jede Woche einmal von München nach Berlin und da sehe ich immer noch aus den alten Zeiten des Wahlkampfes zum Bundestag den Slogan: "Diese Nation hatte Kraft, sich total zu verändern" Das geht doch gar nicht so. Sie fallen ja von rechts sozusagen in dieselben Illusionen, wie damals in der anderen Zeit die von links, aufgrund unserer politischen und wissenschaftlichen Erfahrung sollten wir darüber hinaus sein. (Beifall)
Es gibt noch eine andere Geschichte die ich zu diesem Wertewandel sagen will: Es ist eine Legende, eine bestimmte Vorlage von Werten und Werteskalen würde gleichzeitig das Verhalten von Individuen und Kollektiven auf lange Zeit bestimmen. (Pause, Zwischenruf: "Die Zehn Gebote.") Die Zehn Gebote haben das ja auch nicht bestimmt, lieber Freund, wenn ich Dich daran erinnern darf. In einer Runde mit Habermas und anderen hat mein Kollege Lepsius gesagt: "Wissen Sie, was der kleine und der große Katechismus des Petrus Kanesius - der war ein Agitator der Gegenreformation im 16. Jahrhundert - in Bayern für das Verhalten der Individuen und Kollektive gehabt hat, in den letzten Jahrhunderten? Keine!" (Lachen)
Ich möchte zum Thema kommen. In den letzten Wochen und Monaten sind im Angesicht der Jahrestage, die wir Deutschen ja so lieben, sehr viele Publikationen über die Studentenbewegung erschienen. Werte Kolleginnen und Kollegen, ist Ihnen nicht aufgefallen, daß sozusagen die analytisch kritische konzeptionelle Seite an diesen Publikationen äußerst gering ist? Das bis heute noch niemand weiß, warum diese Bewegung entstanden ist, wie sie sich entwickelt hat. Natürlich publizistisch kann man sagen, die hat sich entwickelt. Die hat Widerhall in den Medien gehabt usw. und hat sich dupliziert. Aber, warum sie entstanden ist, hat mir bisher keiner nachgewiesen. Und dahin wollen wir mit unserem SDS-Projekt. Was die Wirkungen betrifft, ist man wieder in die Lüfte der Werte geflüchtet. Alles, was ich in den letzten Wochen darüber gelesen habe, endet in dem Motto "Kulturrevolution". Die Studentenbewegung hätte eine Kulturrevolution hervorgebracht, von der Musik bis zu den Universitäten usw. Ich glaube kein einziges Wort davon. Denn die Studentenbewegung war nicht der Motor dieser Veränderungen der Geschmäcker! ... Und das muß man ernst nehmen, daß nämlich in den gesellschaftlichen Veränderungen nicht nur Eliten - und seien es Provokationseliten - die Veränderungen des Verhaltens zu ganz bestimmten Dingen bestimmen oder beeinflussen könnten, sondern das sind andere, da sind tiefere Kräfte am Werke. Und das ist keine akademische Geschichte, sondern das ist Sache meiner Forschungserfahrung.
Ein Letztes möchte ich noch sagen. Diese Bewegung wird verharmlost in den Publikationen und Symposien, die wir darüber die gehalten haben. Diese Studentenbewegung, und das war meine Feindschaft gegen Sie, hat nämlich aus einer Situation, die in unserem traditionellen Sinne überhaupt nicht als revolutionär zu bezeichnen war, so getan, als könnten die Verhältnisse zum Tanzen gebracht werden; sie wollten von hier aus die gesamte Gesellschaft, nicht nur die Universität, nicht nur die Verhältnisse in Berlin, sozusagen einer Art Räte-Berlin nicht nur über die Bundesrepublik sondern auch über Osteuropa und Westeuropäische Länder errichten. Als alter gedienter Sozialist und Sozialdemokrat und Gewerkschaftsfunktionär, konnte ich einer solchen Illusion nur massiver Kritik gegenübersetzen. Das ist meine Position, ich habe aus meiner Feindschaft noch nie ein Geheimnis gemacht, auch als Leiter dieses Projektes. Ich danke Ihnen. (Applaus) ...
Jutta Ditfurth: Naja, (lacht) es fällt mir schwer mich darauf zu beziehen. Ich laß es mal. Und genau solche Probleme hab ich eigentlich mit dem postmateriellen BlaBla von Herrn Landowski, weil wenn postmateriell bedeuten soll, das es edlere Werte sind, die über der Ebene der Materie liegen, dann weiß ich nicht so recht, wo sich das innerhalb der CDU materialisiert. Aber das ist eine andere Frage. (Beifall)
Ich fand's schon ganz witzig zu hören wie - wie nannte er sich selbst: "ein bürgerlicher Teilnehmer der Studentenbewegung" - diese kritisiert. Also wenn ein CDUler die alte 68er Bewegung kritisiert, dann finde ich das ganz witzig, aber dann meint er natürlich und meinen auch andre CDU-Vertreter natürlich hauptsächlich deren emanzipatorische Inhalte. Wenn andere, wenn Linke oder wenn ich die kritisiere, dann meinen wir ganz andere Geschichten damit und darauf will ich jetzt ein bißchen eingehen.
Ich habe dieser Tage so meine Probleme mit der ganzen Reihe von Jubelfeiern und Veteranentreffen, ich hab so ein bißchen meine Probleme mit all den Linken, die es geschafft haben, irgendwelche Positionen in den Medien zu ergattern, und sich dann permanent selbst feiern, und die, denen diese ungeheure Integrationsleistung gelungen ist, leicht lächelnd dann dabei sitzen und den Innovationsschub für sich loben. Nicht wahr, man konnte das ja so zum Teil eben so ein bißchen heraushören. Das erinnert mich an Sachen, die heute passieren, wenn ich so höre, ach ja, die Grünen haben die richtigen Fragen gestellt, damit meint man aber dann, wir haben die Antworten.
Landowski: So isses. (Lachen, Applaus)
Ditfurth: Da täuschen Sie sich mal nicht, aber dazu später. Ich habe also im Moment relativ wenig Lust, mich an dieser Form von Altherrenromantik zu beteiligen. Wichtiger ist mir, in Thesen herauszuarbeiten, was es so an Parallelen zwischen 1968 und heute gibt. Die Fragen sind doch die: Welche Inhalte gesellschaftlicher Auseinandersetzung gibt es? Wer trägt die notwendigen - und das ist meine Voraussetzung - die notwendigen, radikalen Veränderungen? Und wer versucht vor allen Dingen auch mit welchen Mechanismen, Bewegungen und Linke kaputt zu machen durch Spaltung und Integrationsversuche? Oder positiv, was sind eigentlich die Perspektiven für gesellschaftliche Veränderungen, welche Themen sind gefragt, welche Aktionsformen usw.?
Wenn wir von den Erfolgen der Studenten und Schülerbewegung reden, ist schon mal der Ansatz falsch. Es ist ein ziemlich elitärer Ansatz, es gab damals auch Lehrlingsaufstände unter viel härteren Bedingungen als an Schulen oder Hochschulen, es gab Heimrevolten und viele andere Ereignisse. Aber daß das heute immer unter Studenten und Schülerbewegung läuft, hat ja auch damit zu tun, daß aus einigen dieser Schüler und Studenten Professoren wurden, die sich heute in Forschungsprojekten permanent selbst analysieren. (Applaus) Manche kriegen ihre Biographien eben bezahlt.
Also, jetzt mal die Erfolge. Als Erfolg würde ich sehen, daß auf die Tagesordnung der gesellschaftlichen Diskussion solche Fragen kamen wie die Verantwortung des bundesdeutschen Kapitals für die Plünderung und Ausbeutung von Mensch und Natur in der Dritten Welt, die Frage von Trennung von Kapital und Arbeit, Verfügungsgewalt über Produktionsmittel, Infragestellung von Herrschaftsapparat und Strukturen, kurz die Befreiung des erniedrigten und ausgebeuteten Menschen und einiges mehr. Es gelang, und das war die positive Seite, für diese radikalen Sichtweisen - also radikal bezogen auf die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse - Plätze in den Köpfen von vielen Menschen zu erobern und zeitweise ein durchaus mitreißendes und durchaus auch tanzendes Klima zu schaffen, was auch mal was mit Lust zu tun hatte und mit der Vorstellung erstens, daß Verhältnisse verändert werden müssen, und zweitens, daß man auch teilweise das sogar tun kann, dieses Verändern.
Jetzt ist die Frage hier auch in diesen drei vorgegebenen Fragen, an die ich mich nicht ganz halten will: Wie wirkt das in die Gesellschaft? Nun ja, Repression in manchen Bereichen war nicht ganz so leicht durchsetzbar, weil das Klima in der Gesellschaft zu aufmerksam war. Es gab solch tolle Erfolge, wie die Diskussion darüber, ob Chefärzte in Kliniken noch Sinn machen oder man nicht lieber ein Team-Modell einführen möchte. Manche Schweinereien in der Sozialpolitik kamen schneller raus. Karrieren waren nicht unbedingt für so viele Leute wie heute ein so berauschendes Lebensgefühl und unter anderem wurde etwas so wichtiges erreicht, wie daß der Krieg in Vietnam z. B. unwiederbringlich denunziert wurde. Es gab auch solche Themen wie NATO, Militärbündnisse, Weltwirtschaftsteilung usw., also ganz viele Themen, ganz viel Bewußtsein über Strukturen und Inhalte. Für einen der wichtigsten Erfolge halte ich allerdings, daß Erfahrungen gemacht werden konnten, widersprüchliche Erfahrungen, ungleichzeitige Erfahrungen, teilweise auch negative Erfahrungen damit, wie man es zeitweise an bestimmten Punkten - ohne das jetzt zu idealisieren - schaffen kann, Strukturen zu knacken und Verknöcherungen aufzulösen, unter denen man als Mensch leidet. Das waren ziemlich wichtige Erfahrungen, die kann ich auf mich selber beziehen. Ich hatte das Glück drei/vier politische Jahre zu jung zu sein, um mitten drin zu stecken, das ist mir, so glaube ich, ganz gut bekommen. Ich habe einige Sachen auch aus der Distanz erleben können, andere beteiligt, das war, glaube ich, ganz nützlich, wenn ich mir das Negative angucke.
Konkret zwei Beispiele: für das Negative und auch für die Ursachen des späteren Scheiterns. Während die großen Cracks der linken in Teach-Ins von der Befreiung des ausgebeuteten Subjekts sprachen, war ziemlich selbsverständlich für die, daß diejenigen, die tippten und Kaffee kochten und für die Kinder zuständig waren, diejenigen waren, die das gelernt hatten, nämlich die Frauen. Ein grundsätzlicher Irrtum dieser gesamten Bewegung war, daß man glaubte, gesellschaftliche Verhältnisse umwälzen oder auch nur radikal verändern zu können, ohne daß die Frauen mitmachen, in einer anderen als dienenden Rolle. Das geht nicht. (Beifall) Und der zweite Fehler war: Während von der Befreiung des Arbeitenden gesprochen wurde, - immer aus der Perspektive desjenigen, der dann befreien will - wurde dann die Befreiung der Natur vom Kapitalismus vollkommen vergessen. Wer damit kam, ich erinnere mich gut, wurde als Vertreterin der Gänseblümchen-Innung, oder ähnlich bezeichnet. Und das Problem des Giftschaums auf irgendwelchen Flüssen wurde als unangenehmes Abfallprodukt von notwendigem, auch in einer künfigten sozialistischen Gesellschaft notwendigem Wirtschaftswachstum gesehen. Das war der zweite große Irrtum. Und ich glaube, daß diese beiden Beispiele schon zeigen, warum dann später sich andere Bewegungen bilden konnten, die damit zum Teil fast nichts zu tun hatten. Ein Erfolg, ein sogenannter Erfolg dieser außerparlamentarischen Bewegung war, "die Ablösung" oder die Installierung der SPD als Regierungspartei. Ich glaube, dem Kapital war das damals durchaus recht, ein gewisser Modernisierungsschub wurde gebraucht, auch wenn die Ostverträge selbstverständlich positive politische Seiten hatten, ging es natürlich knallhart um die Eroberung von neuen Märkten. D.h. es gibt immer wieder Pendelbewegung in so einer Gesellschaft, es gibt immer wieder Phasen, in denen Liberalisierung einfach notwendig ist.
Aber es gab auch Integrationsmechanismen, über die möchte ich mich ein bißchen mehr auslassen, weil die mich an vieles erinnern, was heute wieder passiert. Damals gab es einen Willy Brandt, der für manche eine Art Hoffnungsträger wurde, als er davon sprach, mehr Demokratie zu wagen, klang das ja sehr nett. Daß er damit dann Berufsverbote meinte für die anderen, die sich da haben nicht integrieren lassen, war eine andere Geschichte, und wurde von einigen gar nicht mehr wahrgenommen, auch nicht hundertausendfache Überprüfung. Integration lief ja auch über Spaltung der einen von den anderen, über die massenhaften Angebote, jetzt über reputierliche Jobs ein Teil der Gesellschaft zu werden nach so viel mühevollen Auseinandersetzungen. Und am Ende dieser außerparlamentarischen Bewegung glaubten einige - und das war dann auch eine der Ursachen mit für das Ende, ich will das mal ein bißchen salopp sagen - "wir waren eine so tolle Bewegung, wir haben das Maximale in dieser Gesellschaft an Veränderung im Moment herausgeholt, nach uns kommt nichts mehr, deswegen können wir rechtfertigen, rein in die Apparate zu gehen. Laßt uns den politischen Druck, den wir entfaltet haben, in diese neuen Jobs mitnehmen." Ich wäre froh gewesen, wenn ganz klar gesagt worden wäre, daß es da z.T. auch um diese Jobs ging, um ganz konkrete materielle Interessen, um furchtbar viel Angst vor allzu viel Kämpfen und vor allem um einen grandiosen Verlust von langem Atem. Was wurde denn aus ihnen, was wurde denn aus einigen oder von vielen von diesen Trägern, glauben die denn, daß sie wirklich mit dem 5. Projekt der deutschen Forschungsgemeinschaft die gesellschaftliche Emanzipation vorantreiben? Glauben sie denn wirklich, daß damit etwas getan wird für eine feministische Veränderung von Gesellschaft? Oder etwas für pazifistische Vorstellungen, Perspektiven oder gar Dritte-Welt-Bewegung? Es sind doch bloß Jobs, die aber mystifiziert wurden, um eigene Veränderungen besser zu rechtfertigen.
(Veranstaltung wird durch Studenten, die das Präsidialamt besetzt haben, 'umfunktioniert', ein Teil der Versammelten zieht zum Präsidialamt mit der Forderung, die Unterlagen der Strukturkommission sofort zur Einsicht vorgelegt zu bekommen.)
Amerkungen: 1) Peter Glotz war eingeladen, hatte auch zugesagt, konnte dann aber aus verkehrstechnischen Gründen nicht teilnehmen.