Flugi der Gruppe SPUR / München, Januar 1961 / München,
Januar 1961Sturm, Prem, Fischer, Kunzelmann, Zimmer /
Aus: Richtlinien und Anschläge, München 1968, S.16f
Januar-Manifest
- Wer in Politik, Staat, Kirche, Wirtschaft, Militär, Parteien, Organisationen keine Gaudi sieht, hat mit uns nichts zu tun.
- Boykottiert alle herrschenden Systeme und Konventionen, indem Ihr sie nur als mißratene Gaudi betrachtet.
- Jeder echte Künstler ist zur Umänderung seiner Umwelt geboren.
- Preise, Stipendien, gute Kritiken, alles wirft man uns nach; aber eins ist sicher: brauchen kann man uns nicht.
- Unbrauchbarkeit ist unser höchstes Ziel: Gaudi ist unpopuläre Volkskunst.
- Die ganze Welt ist der Bereich, in dem sich der schöpferische Impuls, der allein der Gaudi vorbehalten ist, entfalten kann.
- Alles was anwendbar ist, ist nicht für den Menschen. Ohne den Künstler gäbe es schon jetzt keinen Menschen mehr.
- Wir sind gegen den Fasching, weil der Fasching die Gaudi kommerziell engagiert. Der Mißbrauch der Gaudi ist das größte Verbrechen.
- L'art pour Part ist beendet, ebenso l'art pour l'argent und l'art pour la femme. Jetzt beginnt l'art pour la Gaudi.
- Schöpferisch sein heißt: durch dauernde Neuschöpfung mit allen Dingen seine Gaudi treiben.
- Mensch sein heißt homo ludens und homo gaudens.
- Seit der Herrschaft des dialektischen Materialismus und des Determinismus ist die Gaudi kein integrierendes Moment der Kultur mehr: wir fordern ihre Befreiung aus der Unterdrückung durch die herrschenden Ideologien und den Rationalismus.
- Dem Satz »Wissen ist Macht«, der das Zeitalter der Wissenschaft eingeleitet hat, wird der Satz folgen: »Gaudi ist Macht«, der das Zeitalter der Gaudi einleitet.
- So wie Marx aus der Wissenschaft eine Revolution abgeleitet hat, leiten wir aus der Gaudi eine Revolution ab.
- Die sozialistische Revolution mißbrauchte die Künstler. Die Einseitigkeit dieser Umstürze beruhte auf der Trennung von Arbeit und Gaudi. Eine Revolution ohne Gaudi ist keine Revolution.
- Es gibt keine künstlerische Freiheit ohne die Macht der Gaudi.
- Alle unzufriedenen Kräfte sammeln sich in einer Organisation der Antiorganisateure, die sich in einer umfassenden Revolution verwirklichen.
- Wir fordern allen Ernstes die Gaudi. Wir fordern die urbanistische Gaudi, die unitäre, totale, reale, imaginäre, sexuelle, irrationale, integrale, militärische, politische, psychologische, philosophische... Gaudi.
- Durch die Realisierung der Situationistischen Gaudi werden alle Probleme der Welt gelöst: Ost-West-Probleme, Algerienfrage, Kongo-Problem, Halbstarkenkrawalle, Gotteslästerungsprozesse und sexuelle Verdrängungen.
- Wir engagieren die ganze Welt für unsere Gaudi!