Kommune I
FLUGI
zur Demo
am 17.12.1966

aus: KommuneI und Quellen-Kommune-Forschung, Berlin 1968, Hrg. Kommune I

Genossen,

am letzten Samstag ist eine Menge schief gegangen. Wir haben schlecht demonstriert, und die Polizei hat uns dafür verprügelt. Viele von uns wollten sich in einem Machtkampf gegen die Polizei durchsetzen. Sie haben sich dabei die Formen der Auseinandersetzung von der Polizei vorschreiben lassen. Die kann aber besser prügeln als wir.

Einige meinen, dass die Demonstration deswegen daneben ging, weil sie nicht ordentlich genug verlief. Vìele haben gemerkt, dass sie noch nicht unordentlich genug war. Die Stärke der Polizei ist die Ordnung, die sie aufrecht erhält. Unsere Stärke ist die Unordnung, die uns beweglich macht.

Unsicherheit macht uns unbeweglich. Wir müssen uns also zu der Unordnung was überlegen, damit wir uns in ihr zurechtfinden können. Wenn wir Angst haben, verkrampft sind, nicht mehr lachen können, müssen wir einpacken. Wir wollen aber auspacken.

Nur wer zuhause was eingepackt hat und es am Kurfürstendamm richtig auspackt, wird nicht eingesackt.

Ein paar Vorschläge:
Jeder darf für alles sammeln, wenn er sich eine Büchse macht. Z. B. für: "Warme Wäsche für die Polizei", "Sturmfeste Kerzen für die Mauer", "Feilen für die Hertie-Knacker", "Für Hundekackplätze in allen Bezirken".

Niemandem ist es verboten, ein Weihnachtspaket so zu zeigen, dass viele Passanten sich dafür interessieren. Man kann es z. B. hinstellen und sie reinsehen lassen, ohne dass gleich ein Auflauf entstehen muss.

Alle haben neben der Pille, neben Liebesperlen, Bonbons und Parisern auch Konfetti und Luftschlangen mit, um sich die Zeit auch ohne Polizei vertreiben zu können.

Weihnachts- und andere Nationalhymnen dürfen überall erklingen.

Wo gibt es eine schönere Spielwiese , als auf dem Kurfürstendamm zwischen Kranzler und Cinema Paris.

Gott säge und verhüte Euch bis Sonnabend, 17.12.15 Uhr

Die Unordnung soll die Polizei durcheinanderbringen, nicht uns.